Der Herbst ist da. Die dicken Pullover sind aus dem Keller geholt, die Liegestühle eingelagert, das letzte bisschen Sonnencrème trocknet in der Tube ein. Nebel, kurze Tagesphasen, Tristesse.
Zum Glück ist heute Samstag, “immerhin Wochenende” denke ich, und da der Kühlschrank leer ist, gehe ich einkaufen.
Etwas lustlos schlendere ich durch die Gänge des Supermarkts, vorbei an Beuteln mit Rotkraut, Sauerkraut, Kabis, Kürbis und Vogelfutter, die Gemüseabteilung ist heute auch keine Inspiration. Ein kurzer Blick über die Brotauslage, schnell weiter, vorbei an der Fischtheke und – moment – zurück zur Fischtheke: da hat der freundliche Herr auf der anderen Seite der Glaswand, doch tatsächlich ein Netz mit fangfrischen Venusmuscheln in die Auslage gelegt – Flashback!
Plötzlich finde ich mich im italienischen Sommer wieder, ich sitze in einem Ristorante direkt am Strand, im Ohr das Rauschen des Meeres, es ist heiss und mit Elan und einem “prego, buon appetito” setzt mir der Kellner einen Teller vor: Spaghetti Vongole.
Zurück im Hier und Jetzt. Nach den drei Sätzen “Ein Netz Vongole, bitte”, “nein, das ist alles” und “danke, Ihnen auch ein schönes Wochenende” eile ich nach Hause.
Der Herbstblues ist vergessen, das Laub auf der Strasse ist ein goldener Sandstrand und meine Schuhe sind nicht nass vom Regen, sondern von der Gischt im Hafen, und dem Wasser, dass mir im Mund zusammenläuft…